Bremsversagen, Rahmen- und Lenkerbruch, und das bei Fahrrädern, die so viel kosten, wie ein Gebrauchtwagen. Mehr als die Hälfte der getesteten E-Bikes erhielten aufgrund gravierender Mängel die Note "Mangelhaft". Die Stiftung Warentest hat für die Juni-Ausgabe der Zeitschrift test bei 16 Pedelecs zwischen 700 und 2.690 Euro das Fahrverhalten, die Sicherheit und das Antriebssystem überprüft. Das Ergebnis ist enttäuschend.
Bei E-Bikes oder Elektrofahrrädern wird der Fahrer durch einen kleinen Motor beim Treten unterstützt. Das kann bei Gegenwind oder Bergfahrten sehr hilfreich sein. In einem Belastungstest über 20.000 Kilometer - das entspricht bei einer angenommenen Lebensdauer der Fahrräder von fünf Jahren einer durchschnittlichen Strecke von elf Kilometern pro Tag - kam es zweimal zum Rahmenbruch und dreimal zum Lenkerbruch. Außerdem wurden bei drei E-Bikes zu schwache Bremsen festgestellt.
Der ausführliche E-Bike-Test erscheint in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift test (ab 29.05.2013 am Kiosk) und ist bereits unter www.test.de/e-bikes abrufbar.
Bildnachweis: Stiftung Warentest
Brüche an verschiedenen Stellen
Der Rahmenbruch kommt plötzlich. Wenn wie beim 2 690 Euro teuren Flyer C5X Deluxe das sogenannte Ausfall-Ende bricht, sackt das Hinterrad seitlich weg und blockiert. Das passierte im Test schon nach wenigen tausend Kilometern Dauertest, bei dem die Prüfer im Labor 20 000 Kilometer Fahrt simulieren. Der Rahmen des Leviatec Demission brach an einer anderen Stelle. Am Rahmen vorne, wo die Vorderradgabel befestigt wird. Bei Rädern mit tiefem Durchstieg, wie hier im Test, nimmt ein einziges Rahmenrohr alle Belastungen auf. Neuralgische Punkte verstärken die Hersteller zwar mit Blechen und zusätzlichen Rohren. Beim Leviatec ist jedoch ausgerechnet an einer stark belasteten Stelle ein Kabelloch. Und genau dort brach der Rahmen im Test. Noch schlimmer: Bei drei weiteren Rädern brach der Lenker - und das ist richtig gefährlich. Wer einen Lenkerbruch während der Fahrt unverletzt übersteht, kann sich als Artist beim Zirkus bewerben.
Bildnachweis: Stiftung Warentest
Nur zwei sind gut und drei befriedigend
Der Test zeigt: Nur wenige Räder sind empfehlenswert. Lediglich zwei Modelle sind gut und drei erreichten zumindest die Note befriedigend. Und nicht nur die Bruchgefahr sorgte für schlechte Noten. Manche Räder sind beim Fahren mit Gepäck instabil oder haben einen Akku, der ewig lang geladen werden muss.
Bildnachweis: Stiftung Warentest
Nachprüfungen bei allen schlechten Noten
Bei Tests, die zu einem schlechten Qualitätsurteil führen, prüft die Stiftung Warentest zweimal. Da heißt es dann: Weitere Räder kaufen und noch einmal testen. So haben die Testingenieure alle Lenker- und Rahmenbrüche an weiteren Rädern bestätigt. Dabei sind die Prüfungen nicht einmal sonderlich hart. Es finden sogenannte Betriebslastennachfahrversuche statt. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich eine praxisnahe Untersuchung: Die Fahrräder müssen Belastungen aushalten, die im Alltag tatsächlich auftreten. Fachleute nennen das Betriebslasten. Im Zeitraffer fahren die Räder 20 000 Kilometer. Bei einer angenommenen Lebensdauer eines Fahrrads von fünf Jahren entspricht diese Strecke durchschnittlich 11 Kilometer pro Tag.
Bildnachweis: Stiftung Warentest
Bremsen zu schwach - mangelhaft
Die Bremsen werden abhängig vom zulässigen Gesamtgewicht geprüft. Wenn ein Rad einschließlich Fahrer und Gepäck laut Anbieter 150 Kilogramm auf die Waage bringen darf, müssen die Bremsen imstande sein, solche Lasten zuverlässig und schnell zum Stehen zu bringen. Die mechanischen Seilzugbremsen (V-Brakes) des Modells Top Velo zum Beispiel können das nicht. Ebenso wenig die Bremsen des Fischer, obwohl hier 20 Kilo weniger Zuladung erlaubt ist.
E-Bikes stören Funk von Polizei und Rettungsdiensten
Bei vier E-Bikes, auch Pedelecs genannt, stellten die Tester Mängel in der elektrischen Sicherheit fest: Die Modelle von Fischer, Kalkhoff, Pegasus und Raleigh arbeiten bestens als Störsender. Der elektrische Antrieb samt Fahrradrahmen funktioniert wohl als Antenne und sendet elektromagnetischen Schmutz. Der kann den Funkverkehr von Rettungsdiensten, der Feuerwehr und der Polizei den Empfang im Umkreis von bis zu 100 Metern massiv stören - bis hin zum Totalausfall. Radio- und Fernsehempfang bleiben ebenfalls auf der Strecke. Stellt die Bundesnetzagentur solche Ausstrahlungen fest, riskieren die Geräteanbieter die Auflage zum Rückruf. Solche Produkte dürfen nicht verkauft werden.